Was versteht man unter dem Zahnhalteapparat?
Der Zahnhalteapparat ist eine funktionale Einheit, welche den Zahn im Kieferknochen befestigt. Er besteht aus dem Alveolarknochen, der Zahnwurzelhaut, dem Zahnzement und dem Zahnfleisch.
Als Alveolarknochen bezeichnet man den Teil des Kieferknochen, der die Zähne umgibt und die Wurzeln in den sogenannten Zahnfächern ( Alveolen ) trägt. Der Alveolarknochen bildet sich im Rahmen der Zahnentwicklung als tragende Einheit und bildet sich im Falle des Zahnverlustes wieder zurück. Die Zahnfächer sind mit einer besonderen Knochenschicht ausgekleidet, die als Halt für die Zahnwurzelhaut dient.
Die Zahnwurzelhaut ist ein Bindegewebe, das die Innenseite des Zahnfach mit der Aussenseite der Zahnwurzel, dem Zahnzement verbindet. Sie ist ein elastisches Gewebe und erfüllt eine wichtige Funktion, indem sie kontinuierlich den Kaudruck beim Zubeißen abfedert.
Der Zahnzement ist ein knochenähnliches Gewebe und überzieht die gesammte Zahnwurzel. Er dient als Anheftungsgrundlage für die Zahnwurzelhaut und ist auch zu reparativen Vorgängen fähig.
Das Zahnfleisch bedeckt die Zähne im Zahnhalsbereich und die Ränder des Alveolarknochen. Es bildet dabei eine Manschette um jeden einzelnen Zahn. Der Rand des Zahnfleisches ist dabei in Richtung Zahnwurzel eingestülpt, so das eine kleine Furche von ca 2 mm Tiefe entsteht.
Fortschreitende Plaque und Zahnsteinanbildung mit Zerstörung des Zahnhalteapparates
Der Zahn ist fest in seinem Zahnfach verankert. Das Zahnfleisch liegt eng am Zahnhals an, die Zahnwurzel ist bis an die Grenze zur Zahnkrone mit Wurzelhaut bedeckt. Die Wurzelhaut verankert die Zahnwurzel über die gesamte Wurzellänge mit dem Alveolarknochen
am Kontaktbereich der Zahnkrone mit dem Zanhfleisch hat sich Plaque gebildet. Dieser Belag breitet sich langsam Richtung Zahnwurzel aus und es treten erste, leichte Entzündungserscheinungen auf. Der Zahnfleischrand schwillt leicht an und rötet sich. Durch die Schwellung entstehen erste Zahnfleischtaschen, in denen sich vermehrt neue Plaque anlagern kann.
Professionelle Zahnreinigung und häusliche Zahnpflege durch den Tierbesitzer führen zu einer vollständigen Ausheilung.
Die Plaque hat sich durch Einlagerung von Mineralien ausgehärtet, es ist Zahnstein entstanden. Durch die Ausbreitung des Zahnstein in Richtung Wurzelspitze ist es schon zur Schädigung des Zahnhalteapparates gekommen. Das Zahnfleisch ist weiter geschwollen und hat noch tiefere Zahnfleischtaschen gebildet. Durch die Entzündung wird der Alveolarknochen abgebaut und zieht sich Richtung Wurzelspitze zurück. Die Wurzelhaut wird ebenfalls abgebaut und zieht sich zurück, da ihr die knöcherne Grundlage entzogen wird.
Die professionelle Zahnreinigung ist in diesem Stadium aufwendiger, eine vollkommene Ausheilung kann nicht mehr erwartet werden.
Der Zahnstein hat sich weiter in Richtung Wurzelspitze ausgebreitet.
Das Zahnfleisch schwillt weiter an und es bilden sich tiefe Taschen zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch. Auch die Entzündung des Zahnhalteapparates ist weiter fortgeschritten. Der Alveolarknochen wird zunehmend abgebaut, die Wurzelhaut ist bis fast an die Wurzelspitze zerstört.
In diesem Stadium hat der Zahn seine Stabilität in seinem Zahnfach verloren und beginnt auch für den Besitzer sichtbar zu wackeln.
Durch professionelle Zahnreinigung ist der Zahn nicht mehr zu retten, die Entfernung ist zwingend notwendig.
Behandlung einer bestehenden Parodontitis
Ist der Zahnhalteapparat bereits geschädigt, ist eine Behandlung unter Narkosebedingungen unumgänglich. Durch die Entzündung des Zahnfleisches ist die Entfernung der Zahnbeläge und des Zahnstein unangenehm und schmerzhaft für den Patienten. Die Oberfläche von Zahnkrone und Zahnwurzel wird mit speziellen Geräten von Zahnstein befreit. Der Zahnschmelz, der die Zahnkrone überzieht wird im Anschluß poliert, die Wurzeloberfläche geglättet. Hat sich der Zahnstein bereits weit in Richtung Wurzelspitze ausgebreitet, kann die Entfernung auf diese Art erschwert oder gar unmöglich sein. Dann muß das Zahnfleisch operativ von der knöcheren Unterlage abgeklappt werden, um die freiliegende Wurzeloberfläche säubern zu können. Danach wird das Zahnfleisch wieder an seine Position gebracht und dort vernäht.
Manchmal ist das Zahnfleisch durch eine langanhaltende Entzündung auch reaktiv geschwollen. Dann bilden sich zwischen Zahnfleischrand und Zahnwurzel tiefe Taschen, in dene sich auch nach einer professionellen Zahnreinigung schnell wieder Plaque ansammeln kann. Dann wird der geschwollene Anteil des Zahnfleisches operativ gekürzt und die Taschentiefe so verringert. Dieses auch beim Menschen übliche Verfahren kennen viele Besitzer als „Parodontosebehandlung“.
Ist der Zahnhalteapparat jedoch so stark geschädigt, das eine Behandlung keinen dauerhaften Erfolg erwarten läßt, ist die Entfernung des Zahnes notwendig. Die Entscheidung zur Zahnextraktion kann auch notwendig sein, wenn eine häusliche Pflege nach der professionellen Zahnreinigung nicht durchgeführt werden kann.
Starke Zahnfleisch- und Maulschleimhautentzündung.
Durch die bakterielle Besiedlung der Zahnoberfläche mit Bakterien ist es in der Folge zu einer starken Entzündung der Schleimhäute gekommen. Die Gingiva ist gerötet und geschwollen, und auch die Maulschleimhaut ist bereits betroffen.
An der Auflagestelle der oberen Lefze auf den Caninus ist eine deutliche Rötung und Schwellung der Lefzenschleimhaut sichtbar. Die Therapie in diesem Fall besteht in einer professionellen Zahnreinigung mit lokaler Schleimhautdesinfektion und antibiotischer Versorgung.
Hochgradige Zahnfleisch- und Maulschleimhautentzündung.
Bei diesem Patienten ist es durch die Entzündungsprozesse bereits zu einem starken Abbau des Kieferknochen gekommen. Die Wurzeln liegen vor allem im Bereich der Schneidezähne und der Fangzähne weit frei, diese Zähne haben bereits begonnen sich zu lösen.
Die Therapie besteht in der Entfernung der gelockerten Zähne sowie einer Säuberung der noch erhaltbaren Zähne mit lokaler Schleimhautdesinfektion und antibiotischer Therapie.
Höchstgradiger Zahnstein.
Bei diesem Patienten ist über Jahre hinweg keine Zahnpflege oder Zahnsteinentfernung durchgeführt worden. Die Zähne sind massiv mit Zahnstein belegt. Trotzdem sind an der Schleimhaut so gut wie keine akuten Entzündungssymptome zu erkennen. In diesem Fall hat sich die Entzündung des Zahnhalteapparates vorwiegend auf die im Kiefer befindlichen Anteile erstreckt. Der Kieferknochen ist im Laufe der Zeit so weit abgebaut worden, das es zu einem Durchbruch in die Nasenhöhle gekommen ist. Die im Bild markierte Fistelöffnung stellt eine direkte Verbindung von der Maulhöhle in die Nasenhöhle dar. Die Therapie besteht in der Entfernung der betroffenen Zähne und operativem Verschluß der Fistelöffnung.
Hochgradiger Zahnstein der Schneidezähne
Bei diesem Patienten ist es durch die Zahnsteinbildung zu einem reaktiven Abbau des Zahnhalteapparates gekommen. Das Zahnfleisch und der darunter liegende Kieferknochen sind abgebaut worden und haben die Zahnwurzeln teilweise freigelegt. Auf diese ungeschützten Zahnateile hat sich in der Folge weiterer Zahnbelag und Zahnstein angesiedelt.
Bemerkenswert ist in diesem Fall die geringe entzündliche Komponente. Trotz der starken Parodontose ist der Zahnfleischrand nur geringgradig gerötet, eine Schwellung ist nicht auszumachen. Nach Entfernung der hochgradig gelockerten Zähne und Entfernung des Zahnstein mit anschließender Politur der übrigen Zähne kann eine vollständige Abheilung der Schleimhaut erwartet werden.